Willi Zimmermann (Pio)

Willi Zimmermann war bei der Hamburger Karosseriebaufirma Piotrowski zuständig für den Bau der Porscheloks und der Schienenlosen der Sollinger Hütte Uslar.

Willi Zimmermann kam am 27.08.1928 in dem 1000-Seelen-Dorf Basien (heute: Bazyny) in der Nähe der ermländischen Kleinstadt Wormditt (heute: Orneta) in Ostpreußen als drittes von vier Kindern des Landarbeiters Albert Zimmermann (1898-1975) und seiner Ehefrau Marie (1897-1965) zur Welt. Albert Zimmermann war Instmann auf Gut Basien und stieg dort zum Gutsverwalter auf; die Familie lebte mit drei weiteren Familien in einem Arbeiterhaus des Gutes. Auf Empfehlung des Dorflehrers sollte er eine akademische Laufbahn einschlagen und besuchte daher ab 1942 die Lehrerbildungsanstalt in Mehlsack (heute: Pieniezno) nördlich von Wormditt; ein Internat. Kurz nach den Weihnachtferien 1944 wurden die Schüler dieses Internates wegen der näherkommenden Front wieder nach Hause geschickt, woraufhin Familie Zimmermann am 06.01.1945 die Flucht nach Westen antrat. Da der Landweg bereits durch die Rote Armee versperrt war, musste auch Familie Zimmermann über das zugefrorene Frische Haff fliehen. Bei Karthaus westlich von Danzig trennten Feldjäger Willi Zimmermann von seiner Familie und schickten ihn als Soldaten nach Schleswig-Holstein, wo er in Kriegsgefangenschaft geriet, aus der er als Minderjähriger jedoch schnell entlassen wurde. Durch einen Zufall erfuhr er, dass seine Familie mittlerweile in dem Ort Ardestorf südwestlich von Hamburg untergekommen war, wohin er ebenfalls ging. Zunächst half er in der Landwirtschaft.

1947 begann er eine Schlosserlehre in Buxtehude, nach deren Abschluss er zunächst bei seinem Lehrherrn blieb, um dann 1953 zur Firma Pio zu wechseln. Dort wurden zu jener Zeit die Aufbauten für die Schwerkleinwagen der Deutschen Bundesbahn gebaut, deren Fahrgestelle von der Sollinger Hütte stammten. So ergab sich denn auch die Vergabe des Auftrages für die von Henry Escher projektierten Loks an die Firma Pio, wo Willi Zimmermann mittlerweile zum Werkleiter aufgestiegen war. Für Bau und Konstruktion der Loks erhielt er völlig freie Hand. Die Idee, das Design an den Porsche 356 anzulehnen, stammte auch von ihm; auch formale Elemente vom TEE-Triebwagen VT 11.5 flossen ein.

Neben den Loks entwickelte Willi Zimmermann verlängerte Touristenbusse auf Basis des Tempo Matador bzw. Hanomag F 20, die ebenfalls bei Pio gebaut wurden.

1968 übernahm der Sohn des Firmengründers die Firma Pio. Er hatte keine glückliche Hand – und so ging Pio 1970 pleite. Willi Zimmermann besuchte nun bis 1971 die Meisterschule. Als Meisterstück baute er einen kompletten Wohnwagen, der leider nicht erhalten blieb. Ab 1971 arbeitete er bei der Hamburger Stadtreinigung und wurde dort Leiter der Werkstatt und des Fuhrparkes. Oft holte er fabrikneue Müllwagen beim Hersteller ab. Nach einem Herzinfarkt 1986 setzte er sich zur Ruhe. In einem kleinen Ladenlokal in Hamburg-Neugraben bot er einige Jahre lang selbstgemachte Tiffany-Lampen an. 1999 erlitt seine Ehefrau einen Schlaganfall, dessen Folgen sie 2001 nach 49 Ehejahren erlag. Daraufhin verließ Willi Zimmermann 2003 nach 53 Jahren sein kleines Häuschen in Hamburg-Neugraben und zog in eine Seniorenresidenz. Dort lernte er seine Lebensgefährtin kennen, mit der er seinen Lebensabend verbrachte. Am 29.01.2017 überlebte er den Verschluss einer Baucharterie nicht. Basien – den Ort seiner Kindheit, hatte er 1974, 1981 und 2003 noch einmal sehen können.

[Heiko Steffens]