Hannelore und Fritz Grandmontagne
Eine Kurzbiografie von Fritz Grandmontagne gibt es hier.
Wenn man sich für die Geschichte der Schlossgartenbahn in Karlsruhe interessiert, dann bleibt man unweigerlich am Namen Grandmontagne hängen. Sehr viel wurde in den Jahren zwischen 1967 und 1988 geschrieben, aber so richtig stimmig war bisher keiner der veröffentlichten Texte. Zunächst sollen hier einmal die Fakten angesprochen werden, die mir Hannelore Grandmontagne im September 2016 bei einem gemütlichen Gespräch in ihrer Wohnung mitgeteilt hat und da eine Ehefrau gerne mit ihrem Mann glänzen möchte, werde ich es hier so wiedergeben , wie Sie es mir erzählt hat.
Frederic Nicolaus Grandmontagne, genannt Fritz, wurde am 16.April 1912 geboren. Er war der älteste von vier Brüdern mit Namen Willi, Daniel und Heinz.
Fritz Grandmontagne war im Eisenhüttenwesen als Konstrukteur tätig und nach seiner abgeschlossenen Ausbildung zum Ingenieur siedelte er von Saarbrücken nach Stuttgart um. Während des Zweiten Weltkriegs war er im Flugzeugbau eingesetzt und betrieb Forschungen zur Entwicklung von Hubschraubern und Strahltriebwerken. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg wechselte er in das Messe und Ausstellungswesen über und widmete sich dem Aufbau der Messen in Stuttgart und anderen Städten. Mit den Messepionieren in Hannover und München nahm er Kontakte auf und gründete dann 1949 mit seinen drei Brüdern den Saarländischen Gestaltungskreis. Aus ihm entwickelte sich die Saarmesse, die bis 2012 in Familienbesitz blieb.
In den fünfziger Jahren verlegte er seine Messen und Ausstellungen auf die Schienen. Seine rollenden Ausstellungszüge sind heute noch bei geschichtsinteressierten Eisenbahnern bekannt. Im Auftrag der Vereinigten Staaten von Amerika stellte er den Marshallplanzug auf die Schienen, mit dessen Hilfe die Zivilbevölkerung in Europa auf die Vorteile des Marshallplans vorbereitet werden sollte. Weitere Ausstellungszüge sollten folgen, doch war deren Ende absehbar. Die Messestandorte in Deutschland nahmen immer mehr Gestalt an und die Besucher mussten transportiert werden. Zu diesem Zweck verlegte sich Fritz auf den Shuttleverkehr mit speziellen Fahrzeugen, die nach extra angefertigten Plänen gestaltet waren. Die Idee kam so gut an, dass auch der Verkehr auf Flughäfen, in Kurstädten und Gartenschauen nach diesem Muster bewältigt werden konnte.
Um das Ausstellungsgeschäft vom Beförderungsgeschäft zu trennen, wurde als Tochter der Württemberg-Badischen Messegesellschaft die Kleinbahnbetriebe GmbH in Cannstatt gegründet. Seit 1959 gab es eine Kooperation mit Henry Escher aus Dortmund, der ebenfalls einen Messe und Ausstellungsverkehr für verschiedene Veranstaltungen bei Bedarf anbot. Bei der Internationalen Gartenschau im Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken kamen dann auch noch die Gartenschaubahnen mit ihren Porschelokomotiven dazu. In den folgenden Jahren gab es eine Arbeitsteilung zwischen Henry Escher und Fritz Grandmontagne bei weiteren Kooperationen. Henry Escher verhandelte mit den ausrichtenden Städten die Modalitäten der Schienenzüge und Schienenlosen Züge, Fritz Grandmontagne verhandelte mit finanzstarken Firmen wegen der Reklameflächen auf den Zügen und Fahrzeugen.
In alle Verhandlungen war Hannelore Grandmontagne, die Ehefrau von Fritz, mit eingebunden. Wie wichtig diese Entscheidung war, sollte sich im Juni 1967 zeigen, als kurz nach Beginn der Bundesgartenschau Fritz Grandmontagne verstarb und seine Frau die Nachfolge antreten musste. Als Diplomkauffrau fiel Hannelore die Nachfolge nicht schwer, war sie doch seit Jahren bereits die linke und die rechte Hand ihres Mannes gewesen, wie sie es einmal formulierte.
Die Württemberg-Badische Messegesellschaft wurde im Handelsregister in Cannstatt gelöscht, der Firmensitz der Kleinbahnbetriebe GmbH nach Karlsruhe verlegt. In den kommenden Jahren bis 1988 ließ Hannelore keine Möglichkeit ungenutzt, damit ihre Firma notwendigerweise wachsen konnte, um eine gewisse wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erreichen. Die Gründung der ersten privaten Busgesellschaft in Karlsruhe, die im städtischen Auftrag Verkehrsleistungen erbrachte, gehört ebenso zu ihrem Erfolg, wie der Weiterbetrieb der Schlossgartenbahn in Karlsruhe über das Jahr 1967 hinaus, denn schließlich sollte die Bahn am Ende der Bundesgartenschau wieder abgebaut werden. Der weitere Einsatz der Schienenlosen Züge, die in Karlsruhe verblieben, wurden dann langfristig an andere Betreiber weitervermietet, so zum Beispiel in Freudenstadt, auf der Insel Mainau oder Überlingen, zum Mainzer Weinmarkt oder bei den Messen in Frankfurt und Hannover.
Bis zum Schluss war Hannelore Grandmontagne immer am Schlossgartenbähnle interessiert und sammelte eifrig jeden Zeitungsausschnitt, der sich mit dem Bähnle befasste. Im Oktober 2016 führten wir ihr zu Ehren mit der Unterstützung der Verkehrsbetriebe Karlsruhe eine Sonderfahrt im Schlossgarten durch und lernten Sie abermals als eine charmante ältere Dame kennen, die sich im Handumdrehen die Herzen der Anwesenden erobert hatte. Am 12.Mai 2017 kam es dann zu einem weiteren Treffen mit Frau Grandmontagne, als im Schlossgarten eine Buchpräsentation zum 50jährigen Jubiläum der Bahn durchgeführt wurde. Noch einmal kamen alte Weggefährten zu Wort, alte Anekdoten wurden erzählt und eine obligatorische Sonderfahrt durch den Schlossgarten zeigte die Veränderungen in den vergangenen 50 Jahren. Leider wusste niemand, dass dies das letzte Zusammentreffen mit Hannelore Grandmontagne werden sollte. Sie starb am 18. Juni 2017 im 96. Lebensjahr, aber ihr Name wird in Karlsruhe bei den zahlreichen Fans der Schlossgartenbahn nie in Vergessenheit geraten.
[StVie]