Karlsruhe Schlossgarten

Der Karlsruher Schlossgarten, auch Schlosspark genannt, ist ein nördlich des Schlosses gelegener Landschaftspark im Zentrum von Karlsruhe. Er stellt eine Erweiterung des Schlossgeländes nach Norden dar, dient der Bevölkerung als Naherholungsgebiet und wird regelmäßig für Veranstaltungen genutzt. (Wikipedia)

1967

Im Jahre 1967 fand in Karlsruhe vom 18. April – 23. Oktober die Bundesgartenschau statt. Nach dem 250. Stadtgeburtstag 1965 war dies das zweite große Ereignis in den sechziger Jahren. Beide Anlässe sorgten dafür, dass die Innenstadt mit ihren beiden Gartenanlagen, dem Stadtgarten und Schlossgarten, auf Vordermann gebracht wurde.

Henry Escher gründete zusammen mit Fritz Grandmontagne die „Kleinbahn-Betriebe GmbH“ für den Einsatz einer Parkbahn und den Betrieb von schienenlosen Zügen. Nach dem plötzlichen Tod von Fritz im selben Jahr übernahm Ehefrau Hannelore seine Geschäfte.

Escher lies bei der Sollinger Hütte Uslar/Piotrowski Hamburg zwei neue Züge der Serie 3 bauen, einen blauen (später Zug 5) und einen roten (Zug 6). Das Besondere bei den beiden Loks ist, dass sie, im Gegensatz zu allen anderen bisher und später gebauten Zügen, statt eines Fußbremspedals mittels eines Handbremsventils gebremst werden.

Fritz Grandmontagne lieh sich von seinem Bruder Heinz aus Saarbrücken den dunkelblauen Zug sowie die gelbe Lok aus und lies für sie neue Hänger bauen.

Den Rundkurs von rund 2,5 Km Streckenlänge baute die Firma Gleisbau-Füssler aus Karlsruhe.

Die Genehmigung für den Bau und den Betrieb der Schlossgartenbahn musste das Innenministerium des Landes Baden-Württemberg erteilen, weil die Parkanlagen, anders als der Stadtgarten, dem Staat gehören. Auf einem Rundkurs von rund 2,5km Streckenlänge wurden alle wichtigen Punkte im Schlossgarten und Fasanengarten angefahren, um den Fahrgästen einen Überblick der Aktivitäten, Sonderausstellungen und Gastronomiebetriebe zu ermöglichen. Der Hauptbahnhof wurde in unmittelbarer Nähe des Botanischen Gartens, direkt gegenüber der Badischen Weinstube angelegt. Zwei Weichen, die in ein Überholgleis führten, erlaubten das Abstellen einer kompletten Zuggarnitur mit Lok und drei Wagen. Ein passendes Gebäude in moderner Architektur beherbergte den Kassenschalter und einen kleinen Aufenthaltsraum für das Fahrpersonal. Mit der Farbauswahl bewies man Mut zur Moderne und lackierte es in schwarz und weiß. Eine weitere Bedarfshaltestelle ohne Gebäude und Überdachung befand sich in der Nähe des Teehäuschens bei der Kleingartenanlage. Diese Haltestelle wurde in späteren Jahren noch ab und zu während des Trachtenfestes wieder eingerichtet. Im regulären Fahrbetrieb war ein Fahrgastwechsel nur am Bahnhof vorgesehen.

Details: 1967 Karlsruhe Buga

Neben den schienengebundenen Zügen waren aus insgesamt siebzehn Schienenlose verschiedener Bauarten im Einsatz, um die Besucher zur Gartenschau zu transportieren.

Am Ende der Bundesgartenschau stieg Henry Escher aus der gemeinsamen Firma aus und zog seine beiden Züge ab.

1968-1988

Nach Ende der Bundesgartenschau und dem Ausstieg von Henry Escher führte Hannelore Grandmontage den Betrieb alleine weiter. Der gelbe Zug verblieb dauerhaft in Karlsruhe und fährt dort noch heute. Der dunkelblaue Zug ging 1974 zurück nach Saarbrücken.

Die Schlossgartenbahn sollte nach den ursprünglichen Plänen ja nur im Jahr 1967 fahren. Tatsächlich war die Bahn aber so beliebt, dass die Bevölkerung nicht mehr darauf verzichten wollte. Günther Klotz, der damalige Oberbürgermeister, war ebenfalls sehr angetan und überzeugte schließlich die maßgebenden Stellen, die Bahn zu erhalten.

Hannelore Grandmontagne wollte ebenfalls die Bahn weiter betreiben und übernahm die Bahn komplett mit ihrer Firma Kleinbahnbetriebe GmbH. Für das Jahr 1968 wurde nochmals eine zeitlich eingeschränkte Betriebsgenehmigung erteilt. Der Betrieb lief nahtlos weiter, allerdings wurden natürlich nicht mehr die Fahrgastzahlen der Buga erreicht. Als einzige Geldeinnahme konnte die Bahn natürlich nicht betriebswirtschaftlich geführt werden, weitere Geschäftszweige wurden geplant und verwirklicht. Durch harte Verhandlungstaktik und Beharrlichkeit überzeugte sie im Rathaus sogar den Oberbürgermeister, ihre Schienenlosen Züge als Attraktion in der Stadt fahren zu lassen. Die Verkehrsbetriebe legten Einspruch ein, weil nach ihrer Meinung nur sie die Zulassung zum Linienverkehr innerhalb der Stadt Karlsruhe hätten. Der Einspruch wurde abgewiesen, die Schienenlosen Züge pendelten bei Jahrmärkten und anderen Gelegenheiten durch die Stadt.

Ab 1968 gab es eine zusätzliche Attraktion im Schlossgarten. Die Dampflokomotive Greif wurde in Betrieb genommen, die als Blickfang die Fahrgäste in den Schlossgarten lockte. Erst ab 1976 durfte sie, nach weiteren Umbauten, auch die Personenwagen befördern.

Bis 1988 änderte sich an dieser Betriebsführung nichts, der Betrieb funktionierte nahezu reibungslos bis zum Verkauf der Schlossgartenbahn an die Verkehrsbetriebe Karlsruhe. Dieter Ludwig, langjähriger Chef der VBK, hatte bereits seit 1974 den Posten des Betriebsleiters bei der Schlossgartenbahn bekleidet und war sicher, dass die Bahn hervorragend zu den Verkehrsbetrieben passen würde.
Die Porschelok fuhr in den verschiedensten Lackierungen.

1988-heute

Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe kauften 1988 die Schlossgartenbahn mit sämtlichen Liegenschaften zum Preis von rund 100,000 DM von der bisherigen Eigentümerin, der Kleinbahn-Betriebe GmbH.

Nach der Übernahme investierten die VBK in die Zukunft und brachten die Bahn technisch auf Vordermann. Im Lauf der Jahre wurde fast der ganze Oberbau im Schlossgarten erneuert, Schienen ausgetauscht und ein stabiles Gleisbett angelegt. Das Depot zum Unterstellen der Fahrzeuge wurde an einen neuen Platz verlegt und  mit technischer Grundausrüstung ausgestattet. Eine Grube und ein Hallenkran erleichtern seitdem die Unterhaltung der Züge.

Das Bahnhofsgebäude im Schlossgarten wurde, nachdem er nicht mehr zeitgemäß war, durch einen Neubau ersetzt. Ein breiter Bahnsteig verkürzt die Wartezeit auf den nächsten Zug.

1991 kam noch eine Feldbahn-Diesellok Gmeinder „SGB 60“ Baujahr 1955 dazu.

Nachdem die Porschelok um 1995 nur noch als Arbeitslok eingesetzt wurde und danach defekt in der Lokhalle stand wurde sie schließlich ab 2007 gründlich restauriert und in den heutigen Zustand versetzt. Seit 2009 fährt sie wieder regelmäßig, meistens Freitags, durch den Park.

Im Jahr 2019 kauften die VBK in Saarbrücken eine weitere stillgelegte Porschelok, die zur Zeit einer Generalrestaurierung unterzogen wird. Bei Intamin in Rüscheid wurden drei weitere Wagen gekauft, die farblich passend zur Lok gestaltet werden. Ende 2019 steht der erste Wagen nahezu fertig in der Hauptwerkstätte der Verkehrsbetriebe Karlsruhe. Mit diesem nach historischem Vorbild restauriertem Zug wird die Bahn in die nächsten Jahrzehnte fahren

2024

Nach erfolgter Restaurierung (siehe hier) erfolgte die Jungfernfahrt des Zuges am 23. März 2024 im Schlossgarten.

[SV/HS]